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Café du Bonheur: Charmanteste Platzverhältnisse

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20140915_115518Es mag weitläufigere oder edlere Plätze geben in Zürich. Doch wenige verströmen die grossstädtische Gelassenheit eines Bullingerplatzes. Ab und zu rattert ein Töff vorbei, ein paar Autos umkurven das Rund, und man glaubt, sie schlichen hier leiser als anderswo. Die Umgebung, seit der Aufhebung der Westtangente verkehrsberuhigt, prägen Alleen und bald hundertjährige Wohnkolonien. Im Hintergrund stellen die Hardau-Hochhäuser das ästhetische Empfinden auf die Probe, im Vordergrund mahnt der Glockenturm der Bullingerkirche zur Mässigung. Rund um den plätschernden Springbrunnen in der Platzmitte aber verteilen sich begrünte Pflanzentöpfe, als Teil einer amtlichen Aufwertung des Stadtbilds. Es tanzt ein weisser Schmetterling, und wir strecken die Glieder: Im Herbst werden Frühlingsgefühle wach, die Sonne verscheucht die Wolken.

Die beste Sicht auf diese Idylle bieten die charmant über den Boulevard verstreuten Stühle eines Lokals, das vor gut einem Jahr Eheleute mit französisch-persischen Wurzeln eröffnet haben: Das Café du Bonheur erweist sich als Glücksfall nicht nur für Frankophile, die Zürichs Gastroszene in letzter Zeit besonders umwirbt, sondern auch für das Quartier und den Platz. Bei unserem Besuch sind fast alle Tische im Freien reserviert, doch die gastfreundliche Bedienung findet noch genug Platz für uns.

Statt dem erbetenen Glas Hahnenwasser kommt eine Karaffe, und zwar unentgeltlich. Das bereitstehende Halbweissbrot ist nicht so knusprig, aber fast so frisch wie echte Baguettes in der Pariser Boulangerie. Von den drei Mittagsmenus, die eine Suppe oder einen Salat mit einschliessen, wählen wir geschnetzelte Lammhuft (Fr. 26.-), die sich mit Zucchetti, Kichererbsen, Minze und einem Tupfer Sauerrahm ausgezeichnet vermählt. Angesichts der Qualität des Fleisches ist der einzige Kritikpunkt, nämlich dass einige Würfel etwas mehr Garzeit vertragen hätten, vernachlässigbar. Unerfüllt bleibt nur der Wunsch nach einem Stück des hausgemachten Kuchens: Er sei noch heiss, heisst es, und könne so noch nicht vom Blech gelöst werden. Darüber tröstet der sehr gute Espresso (Fr. 3.80) hinweg – kräftig, mit spürbarer, aber unaufdringlicher Säure, schöner Crema und vor allem: einem für Zürich herausragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Inbegriffen ist dabei, dass man an dieser Ecke eine reizende neue Facette seiner Stadt kennenlernt.

Café du Bonheur, Zypressenstrasse 115, 8004 Zürich, Tel. 044 558 99 00. Sonntagabend geschlossen.

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